Wandermuschel (Dreissena polymorpha)
 
Foto © UMG
 
Porträt
Die Wandermuschel ist leicht an ihrer dreieckigen Schalenform zu erkennen – daher auch die verbreitete Bezeichnung Dreikantmuschel. In Flüssen und Seen heftet sie sich am festen Boden, an Steinen, Holzpfählen, Booten oder an den Schalen anderer Muschelarten an. Wie die meisten Muscheln ernährt sich die Wandermuschel filtrierend von kleinsten organischen Partikeln und Kleinlebewesen. Im Sommer gibt das Weibchen die Eier ab, aus denen sich frei schwimmende Larven entwickeln. Nach ca. einer Woche setzen sich die Larven fest und heften sich mit Hilfe von Fäden, die mit der so genannten Byssusdrüse erzeugt werden, an den Untergrund an.
 
Herkunft und Verbreitung in Vorarlberg
Ursprünglich stammt die Wandermuschel aus den Unterläufen der Zuflüsse des Schwarzen Meeres. Sie ist bereits voreiszeitlich nach Mitteleuropa vorgedrungen, wurde aber durch die Eiszeiten wieder nach Süden zurück gedrängt. Nach Österreich wurde sie angeblich mit Baumaschinen, die beim Bau des Suez-Kanals verwendet wurden, eingeschleppt. Sie heftet sich aber auch an Schiffsrümpfe oder gelangt als Larve über das Ballastwasser der Schiffe in neue Lebensräume. Es dürfte sich wahrscheinlich um mehrere Besiedlungswellen gehandelt haben, und seit den 1960er Jahren ist die Art im Bodensee zu finden.
 
Auswirkungen auf Mensch und Natur
Die Wandermuschel ist eine konkurrenzstarke Art, die ganze Gewässerökosysteme verändern kann. Dies wurde in den USA und in Kanada im Detail nachgewiesen. In Europa scheinen die Auswirkungen nicht ganz so katastrophal zu sein. Wandermuscheln können Leitungen für die Trink- und Nutzwassergewinnung verstopfen und haben auch schon zu Behinderungen bei der Bodenseewasserversorgung geführt. Außerdem heften sie sich oft auf heimischen Fluss- oder Teichmuscheln an, sind dort direkte Nahrungskonkurrenten, und schwächen die Großmuscheln, die sich nicht mehr fortbewegen oder die Schalen nicht mehr öffnen können. Bei einer Massenvermehrung reduzieren Wandermuscheln die Planktonorganismen und beeinflussen dadurch die Nahrungskette. Ihre scharfkantigen Schalen können Fischernetze und Angelschnüre zerschneiden.
Andererseits ist die Wandermuschel eine neue Nahrungsquelle für manche Fisch- und Vogelarten. Nach ihrer Ausbreitung sind die Rast- und Überwinterungsbestände der Muschel fressenden Vogelarten am Bodensee stark angestiegen. Heute ernährt sich der Großteil der am Bodensee überwinternden Wasservögel von Wandermuscheln, die somit wesentlich zur internationalen Bedeutung dieses Gewässers als Lebensraum für Wasservögel beiträgt. In den Fließgewässern Ostösterreichs ist die Art eher wieder im Rückgang begriffen. Als Ursache hierfür wird die Lebensraumkonkurrenz mit dem ebenfalls neozoischen Schlickkrebs (Corophium curvispinum) diskutiert.
 
 
Literatur
ANEBO – Aquatische Neozoen im Bodensee: www.neozoen-bodensee.de
Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (Hrsg.) (2005): Aliens. Neobiota in Österreich. Grüne Reihe Band 15, Böhlau Verlag.
Essl, Franz; Rabitsch, Wolfgang (2002): Neobiota in Österreich. Umweltbundesamt Wien.
Ludwig, Mario; Gebhardt, Harald; Ludwig, Herbert W.; Schmidt-Fischer, Susanne (2000): Neue Tiere und Pflanzen in der heimischen Natur. Einwandernde Arten erkennen und bestimmen BLV Verlagsgesellschaft.
Turner, Hans; Kuiper, Johannes G.J.; Thew, Nigel; Bernasconi, Reno; Rüetschi, Jörg; Wüthrich, Max; Gosteli, Margret (1998): Atlas der Mollusken der Schweiz und Liechtensteins. Fauna Helvetica 2.

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