Feuerbrand (Eriwinia amylovora)
 
 
Porträt
Feuerbrand ist eine sehr ansteckende Pflanzenkrankheit, verursacht durch das Bakterium Erwinia amylovora. Vor allem Kernobstgewächse (Apfel, Birne, Quitte), aber auch Weiß- und Rotdorn (Crataegus), verschiedene Zwergmispelarten (Cotoneaster), Feuerdorn (Pyracantha), Eberesche (Sorbus), japanische Zierquitte (Chaenomeles), Felsenbirne (Amelanchier), Apfelbeere (Aronia), Mispeln, Mehlbeere und Zierapfel werden befallen. Die Bakterien überwintern in dunkelgefärbten, eingesunkenen Rindenstellen (Canker). Die Nahübertragung der Krankheit erfolgt im Frühjahr durch Insekten (Bienen, Hummeln, Wespen, Fliegen, Pflanzensauger), Wind oder Regentropfen auf die offenen Blüten, wo die Bakterien auf der feuchten nährstoffreichen Narbe ideale Bedingungen für ihre Vermehrung vorfinden. Über größere Entfernungen hinweg wird Feuerbrand vielfach mit verseuchtem Pflanzenmaterial oder kontaminierten Gegenständen (Verpackungsmaterial, Kisten, Schnittwerkzeug) verbreitet. Die Entwicklung der Bakterien ist stark von den Außentemperaturen abhängig. Ab einer Durchschnittstemperatur von Tag und Nacht über 15,7°C sowie ausreichender Feuchtigkeit vermehren sich die Erreger explosionsartig. Von Feuerbrand befallene Blüten und Blätter verfärben sich braun oder schwarz, vertrocknen und bleiben am Ast hängen. Auch infizierte Triebe verfärben sich rotbräunlich bis schwarz und sterben ebenfalls ab. Durch den Wasserverlust krümmen sich die Triebspitzen oft hakenförmig nach unten. Die Pflanze sieht wie verbrannt aus, daher auch der Name „Feuerbrand“. Bei feuchtem Wetter sondern die Befallsstellen Bakterienschleim in Form von weißlichen, später braun werdenden Tropfen ab. Ausgehend von einer Blüteninfektion können die Bakterien auch durch den Baum wandern und in der Wurzel einen Unterlagenbefall bilden, der in der Regel zum Absterben des Baumes führt.
 
Herkunft und Verbreitung in Vorarlberg
Feuerbrand wurde im 18. Jahrhundert das erste Mal in Nordamerika beobachtet. Im Jahre 1957 gelangte die Krankheit nach Südengland, von wo aus sie sich über den europäischen Kontinent verbreitete. In Österreich wurde Feuerbrand erstmals 1993 in Vorarlberg nachgewiesen. Bis 2006 hatte sich der Erreger meist in Folge des Transportes von infiziertem Pflanzenmaterial auf ganz Österreich und auch in die Schweiz, nach Deutschland, Südtirol und Norditalien ausgebreitet. 2007 war der Befall in der Bodenseeregion besonders stark; in Vorarlberg waren mindestens zwei Drittel aller Obstplantagen betroffen.
 
Auswirkungen auf Mensch und Natur
Für die Gesundheit des Menschen ist Feuerbrand unbedenklich. Ein Befall kann aber für die betroffenen Obstbauern katastrophale wirtschaftliche Auswirkungen haben. Bei starkem Befall, oder wenn die Befallsstellen in der Nähe des Stammes liegen, muss der betroffene Baum gefällt werden. Bei einem leichten Befall können die befallenen Pflanzenteile ausgeschnitten werden; dabei ist großzügig vorzugehen: Mindestens einen halben Meter muss ins gesunde Holz zurück geschnitten werden. Das befallene Material ist sachgerecht zu entsorgen und darf nicht offen transportiert werden, um eine weitere Ausbreitung der Krankheit zu verhindern. 2008 wurde in Vorarlberg das Antibiotikum Streptomycin zur Feuerbrandbekämpfung in Erwerbsobstbaubetrieben ab einem halben Hektar Anbaufläche eingesetzt. Zum Schutz von Bienen und Honig durfte das Antibiotikum nur während der Abend- und Nachtstunden eingesetzt werden. Trotzdem wurden in Äpfeln und im Honig Spuren von Streptomyzin nachgewiesen.
 
 
Literatur
Künzel, Heidi; Thymian, Frank; Buchleither, Sascha (2007): Feuerbrand hat viele Gesichter, Bericht von einem Erfahrungsaustausch zwischen Praktikern, Wissenschaftlern und Beratern zum Thema „Umgang mit Feuerbrand“. Öko-Obstbau 2, 3-7.
Landwirtschaftskammer Vorarlberg, Amtlicher Pflanzenschutzdienst (2006): Informationsblatt Feuerbrand
Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil - Feuerbrand: www.feuerbrand.ch