Ulmensterben (Ophiostoma ulmi und Ophiostoma novo-ulmi)
Foto © UMG
Porträt
Das Ulmensterben ist ein drastisches Beispiel für die negativen ökologischen Folgen von eingeschleppten pilzlichen Parasiten. Die Erreger dieser Pflanzenkrankheit, die alle drei heimischen Ulmenarten Bergulme (Ulmus glabra), Feldulme (Ulmus minor) und Flatterulme (Ulmus laevis) befallen können, sind die Schlauchpilze Ophiostoma ulmi und Ophiostoma novo-ulmi. Als Verbreitungsvektoren für die Krankheit dienen hauptsächlich der große (Scolytus scolytus) und der kleine Ulmensplintkäfer (Scolytus multistriatus), die den Pilz von Baum zu Baum verbreiten und einen Befall überhaupt erst ermöglichen. Diese Borkenkäfer kontaminieren sich mit den Pilzsporen in ihren Brutgängen. Nach Ausflug der jungen Käfer werden dann neue Bäume infiziert. Befallene Ulmen zeigen ein plötzliches, meist einseitiges Welken der Krone. Die Blätter verfärben sich, rollen sich ein und vertrocknen schließlich, wobei sie meist an den Zweigen hängen bleiben. Der Pilz scheidet Giftstoffe aus, die den Baum schädigen. Als Abwehrreaktion bildet der Baum Thyllen aus. Das sind Zellwucherungen in den wasserführenden Tracheen, die das weitere Vordringen des Pilzes verhindern sollen. Allerdings wird dadurch die Transportkapazität der Gefäße stark eingeschränkt und die befallene Ulme stirbt schließlich durch Wassermangel. Während Ophiostoma ulmi nur ein Jahr im Baum verbleibt und dieser nur durch eine erneute Infektion abstirbt, kann Ophiostoma novo-ulmi auch ohne erneute Infektion die Schädigung fortsetzen. Die Krankheit kann sich dann über mehrere Jahre ziehen und endet mit dem Tod der Ulme.
Herkunft und Verbreitung
Der Pilz Ophiostoma ulmi wurde 1919 aus seiner ursprünglichen Heimat Ostasien über Transporte von berindetem Holz nach Europa verschleppt. Von Holland ausgehend breitete sich das Ulmensterben rasch über ganz Europa aus und gelangte 1928 auch nach Nordamerika, wo es ebenfalls die dort heimischen Ulmen stark dezimierte. Nach dieser ersten Erkrankungswelle stellte sich Mitte des 20. Jahrhunderts ein Gleichgewicht ein und die Ulmenbestände erholten sich. Ende der 1960er Jahre wurde jedoch die aggressivere Pilzart Ophiostoma novo-ulmi von Nordamerika nach Europa zurück importiert. Bei diesem zweiten Krankheitsschub kam es zu starken Einschnitten der Ulmenpopulation in Europa. In Österreich wurde mittlerweile Ophiostoma ulmi vollständig von Ophistoma novo-ulmi verdrängt.
Auswirkungen auf Mensch und Natur
Das Ulmensterben gefährdet die Ulmenbestände europaweit. Vor allem die Bergulme (Ulmus glabra) geriet in manchen Regionen an den Rand des Aussterbens. Gegenmaßnahmen sind das frühzeitige Fällen befallener Bäume und das anschließende Vernichten der Ulmensplintkäfer. Manchmal werden auch die Borkenkäfer mit Insektiziden und Pheromonfallen oder die Pilze mit Fungiziden bekämpft. Die Einkreuzung resistenter asiatischer Ulmenarten wurde ebenso erprobt. Diese Zuchtformen können aber wegen ihrer starken genetischen Abweichungen die heimischen Ulmen nicht ersetzen.
Literatur
Essl, Franz; Rabitsch, Wolfgang (2002): Neobiota in Österreich. Umweltbundesamt Wien.
Reinhardt, Frank; Herle, Markus; Bastiansen, Finn; Streit, Bruno (2003): Ökonomische Folgen der Ausbreitung von Neobiota. Texte Umweltbundesamt Berlin 79, 1-248
Essl, Franz; Rabitsch, Wolfgang (2002): Neobiota in Österreich. Umweltbundesamt Wien.
Reinhardt, Frank; Herle, Markus; Bastiansen, Finn; Streit, Bruno (2003): Ökonomische Folgen der Ausbreitung von Neobiota. Texte Umweltbundesamt Berlin 79, 1-248